Als profeministischer Dachverband der Täterarbeitseinrichtungen in Deutschland solidarisiert sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit häusliche Gewalt e.V. (BAG TäHG) mit allen von Gewalt betroffenen Frauen und fordert ein Ende von geschlechtsspezifischer Gewalt.
Gewalt gegen Frauen in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen zählt weltweit nach wie vor zu den häufigsten Menschenrechtsverletzungen. 35% aller Frauen werden in ihrem Leben Opfer von Gewalt; gesellschaftliche Krisen und Konflikte wie die Corona-Pandemie verschärfen zusätzlich die Lage. Wie uns der Angriffskrieg Russlands einmal mehr vor Augen führt, wird Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten und Kriegen systematisch als Kriegswaffe eingesetzt. Proteste gegen patriarchale Unterdrückungsstrukturen und der Kampf für Geschlechtergerechtigkeit werden ignoriert, aktiv behindert oder, wie aktuell im Iran zu sehen ist, mit massiver Gewalt niedergeschlagen. Den Frauen im Iran und in Afghanistan, die unermüdlich für ihre Rechte einstehen und Widerstand gegen vergeschlechtlichte Unterdrückungsstrukturen leisten, gilt in diesem Jahr besondere Solidarität.
Auch in Deutschland ist geschlechtsspezifische Gewalt allgegenwärtig. Jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Zudem richtet sich häusliche Gewalt in über 80 Prozent der Fälle gegen Frauen. Mit der Ratifizierung der Istanbul-Konvention am 12. Oktober 2017 hat sich Deutschland der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt verpflichtet. Der im Oktober 2022 veröffentlichte Bericht des Expert*innengremiums GREVIO attestiert Deutschland trotz positiver Entwicklungen gravierende Defizite beim Schutz von Frauen vor Gewalt. GREVIO kritisiert, dass bislang weder eine einheitliche bundesweite Strategie noch eine nationale Koordinierungsstelle zur Umsetzung der Konvention entwickelt bzw. eingerichtet wurde. Beratungsangebote und Einrichtungen für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen seien weder flächendeckend noch in ausreichender Anzahl vorhanden. Queere Menschen, Frauen mit Fluchthintergrund und Frauen mit Behinderung seien trotz besonderer Gefährdungslage in bisherigen Angeboten nur unzureichend berücksichtigt. Der Bericht betont zudem, dass die Arbeit mit Tätern weiter ausgebaut, professionalisiert und von öffentlicher Seite stärker finanziert werden müsse, um Opfer zu schützen und Gewalt gegen Frauen präventiv vorzubeugen.
Die BAG TäHG schließt sich der Kritik des GREVIO-Berichts an und fordert die Bundesregierung erneut dazu auf, die Istanbul-Konvention vorbehaltslos und vollständig umzusetzen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist kein Einzelphänomen, sie ist strukturell in unserer Gesellschaft verankert. Deshalb müssen umfassende, flächendeckende und institutionsübergreifende Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen entwickelt werden. Außerdem müssen die tieferliegenden Ursachen von geschlechtsspezifischer Gewalt stärker in den Blick genommen und bekämpft werden.
Die BAG TäHG begrüßt die Forderungen des GREVIO-Berichts nach einem Ausbau der Täterarbeit. Mit ihrer Arbeit möchte die BAG TäHG dazu beitragen, häusliche Gewaltspiralen zu durchbrechen, Gewalt gegen Frauen präventiv zu bekämpfen und vergeschlechtlichte Machtstrukturen zu transformieren. Denn jede Frau und jedes Mädchen hat das Recht auf ein diskriminierungs- und gewaltfreies Leben.
Die BAG TäHG beteiligt sich am Tag gegen Gewalt an Frauen an der Aktion #schweigenbrechen des Hilfetelefons.